Der Whistleblower veröffentlicht seine Memoiren – und hat ein klares Ziel. screenshot: youtube
Er riskierte sein Leben, um die Welt zu warnen – jetzt meldet sich Edward Snowden zurück
Schon in jungen Jahren spionierte er für die CIA in Genf. Nun will uns der Whistleblower mit einem neuen Buch zeigen, auf was es wirklich ankommt.
Edward Snowden war 30, als er alles, was ihm lieb war, hinter sich liess, um die Welt vor Big Brother und Massenüberwachung zu warnen. Jetzt meldet sich der NSA-Whistleblower, der seit 2013 in Russland im Exil leben muss, wieder zu Wort. Und seine jüngste Warnung klingt nicht weniger eindrücklich, im Gegenteil: Unsere offenen Gesellschaften und demokratischen Länder seien gefährdeter denn je.
Wir geben nachfolgend die wichtigsten Aussagen aus einem Interview wieder, das der schottische «Guardian»-Journalist Ewen MacAskill vor wenigen Tagen mit Snowden in Moskau führen konnte. Die beiden kennen sich von jenem geschichtsträchtigen Sommer, als Snowden von einem Hotelzimmer in Hongkong aus mithilfe des US-Enthüllungsjournalisten Glenn Greenwald die mächtigsten Geheimdienste anprangerte und das Ausmass ihrer Bespitzelung offenlegte.
Snowden über Trump und gefährliche Zeiten
«Wir sind in eine Zeit eingetreten, in der sich die Menschen viel mehr für Gefühle interessieren als für Fakten. Und dies ist ein gefährlicher Moment für die Demokratien. Denn die Menschen glauben, dass, wenn wir einmal eine freie und offene Gesellschaft erreicht und aufgebaut haben, diese so bleiben wird und immer da sein wird. Aber die Realität ist, dass sich die Dinge sehr schnell zurückentwickeln können. Wir haben gesehen, wie Demokratien in nur wenigen Jahren zerbrochen sind.»
Snowden über den Klimawandel und andere Gefahren
«Wenn unsere politischen Systeme verzerrt werden, um uns den Einfluss zu verwehren, wenn unsere Wirtschaftssysteme so gestaltet werden, dass wir keine gleichen Chancen haben, zu profitieren dann brauchen wir Menschen, die diese Probleme erkennen, diese Probleme verstehen und dann bereit sind, etwas aufzugeben, um dieses Problem zu ändern. Das ist es, womit wir beim Klima zu kämpfen haben. Das ist es, womit wir an so vielen Fronten zu kämpfen haben.»
Was er mit seinem Buch erreichen möchte ...
«Ja, die Menschen können glauben, dass Massenüberwachung falsch ist, ja, die Menschen können glauben, dass der Klimawandel eine enorme Bedrohung darstellt, nicht nur für die Zukunft eines Landes, sondern des Planeten. Aber es reicht nicht aus, an etwas zu glauben, man muss bereit sein, für etwas einzustehen, wenn man will, dass es sich ändert. Und das ist es, was ich hoffe. Dass dieses Buch den Menschen hilft, selbst zu entscheiden. Seid ihr bereit, etwas zu ändern?»
Snowdens Memoiren:
«Permanent Record»
Am Dienstag erscheint das Buch des 36-jährigen NSA-Whistleblowers. Auf Deutsch heisst es «Permanent Record: Meine Geschichte.» Darin erzählt Snowden ausführlich, wie er streng geheime Daten stahl, er offenbart laut Medienberichten aber auch viel Privates (was sehr ungewöhnlich ist für ihn) sowie Details aus seiner Zeit als CIA-Agent.
Wie es anfing
Mit dieser Schlagzeile begannen am 7. Juni 2013 die Enthüllungen über die illegale Massenüberwachung durch die US-Geheimdienste, allen voran die NSA. screenshot: theguardian.com
Gut zu wissen: Snowden ist glücklich vereint mit seiner damaligen Freundin, er hat sie in Russland geheiratet.
Dort war er auf seiner Flucht nach den ersten Veröffentlichungen mit annulliertem Reisepass am Moskauer Flughafen gestrandet und erhielt Asyl.
Sein Anwalt sagte kürzlich in einem Interview:
«Er hat in Russland gegen kein Gesetz verstossen. Er hat bis Januar 2020 ein Visum als Geschäftsmann. Der Kreml hat wiederholt verlauten lassen, dass man gewillt sei, dieses zu verlängern. Ich denke, Snowden wird noch eine Zeit lang in Russland bleiben, bis er irgendwann sicher in die USA zurückkehren kann.»
Robert Tibbo, Anwalt
Erst dank Snowdens Enthüllungen wurde das Ausmass der elektronischen Überwachung bekannt, die die NSA und der britische GCHQ mit Partnern bis heute weltweit betreiben – und vermutlich weiter ausgebaut haben.
Zu den hochdramatischen Stunden und Tagen, die Snowden 2013 in Hongkong erlebte, gibt es einen sehenswerten Dokumentarfilm von Laura Poitras. Titel: «Citizenfour».
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