Auftritt von Bundeskanzler Sebastian Kurz und seinen Kollegen bei der Pressekonferenz. Bild: EPA
Österreich versucht nach den Ostern erste zaghafte Schritte zurück in die Normalität. Man stützt sich dabei auf drei Indikatoren, welche sich zuletzt gut entwickelten.
Als erstes europäisches Land lockert Österreich seine Corona-Massnahmen. Ab dem 14. April sollen kleinere Geschäfte mit einer Fläche bis maximal 400 Quadratmeter sowie Bau- und Gartenmärkte unter strengen Auflagen wieder öffnen. Ebenfalls geöffnet werden am 14. April die Bundesgärten (Schloss Schönbrunn oder der Augarten), allerdings mit starken Einlasskontrollen. Ab 1. Mai sollen dann alle Geschäfte, Einkaufszentren und Coiffeure wieder in Betrieb gehen. Hotels und die Gastronomie sollen frühestens Mitte Mai folgen.
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Österreich will nach den Ostern also den schrittweisen Weg zur Normalität antreten. Dabei stützen sie sich insbesondere auf drei Indikatoren, wie Gesundheitsminister Rudolf Anschober am Montag an einer Pressekonferenz erläuterte:
Bevor wir uns das genauer anschauen, eine Übersicht, wie sich die Fallzahlen in Österreich und der Schweiz entwickelt haben und welches Land welche Massnahmen getroffen hat:
Österreich reagierte in Europa mit am schnellsten und vor allem auch sehr früh mit einem Lockdown. Gesundheitsminister Rudolf Anschober sagte an der Pressekonferenz: «Der erste Kraftakt auf unserem Weg ist gelungen. Wir sind auf einem guten Weg, das kann man dokumentieren.»
quelle: Who
Diese Grafik zeigt, wie schnell Österreich Massnahmen getroffen hat. Sie zeigt allerdings nicht den Zustand der Pandemie im Land. Dazu hat Anschober drei aussagekräftigere Indikatoren ins Feld geführt.
Der erste Indikator ist die tägliche Steigerung der neuen Fälle in Prozent gegenüber dem Vortag. In Österreich konnten diese innerhalb der letzten zwei Wochen massiv reduziert werden. Noch am 13. März lag die Quote gemäss Anschober bei rund 41 Prozent, am heutigen Montag ist sie auf 1,6 Prozent gesunken. Zudem lag die Zahl seit neun Tagen immer im einstelligen Bereich und ist seit vier Tagen in allen Bundesländern auf unter 5 Prozent gefallen. «Das ist ein stabiler Trend», so Anschober.
Auch die Schweizer Kurve zeigt einen positiven Trend. Gestern lag die Steigerungsrate noch bei rund 4,5 Prozent.
Die beiden Lücken in der Schweiz kommen daher, dass die WHO dort jeweils für zwei aufeinanderfolgende Tage die gleiche Zahl vermeldete. Quelle: WHO
Der zweite Indikator, den Anschuber ins Feld führte, betrifft die Verdoppelungszeit – also die Anzahl Tage, bis sich die Fallzahlen verdoppelt haben. Noch Mitte März dauerte es in Österreich nur gerade 3,5 Tage bis zur Verdoppelung. In der letzten Woche stieg die Zahl auf fast 17 Tage. Anschober meint dazu: «Auch das ist noch zu viel, aber es geht ganz eindeutig in die richtige Richtung.»
In der Schweiz lag die Zahl in der letzten Woche bei knapp 11 Tagen.
quelle: Who
Den dritten Indikator nannte Anschober «die wichtigste Botschaft»: Die Genesenen und die Neuinfizierten pro Tag. Seit drei Tagen erholen sich in Österreich mehr Menschen von Corona, als dass Menschen neu infiziert werden. Das entlastet das Gesundheitssystem – das zentrale Bestreben aller Länder in der Pandemie-Bekämpfung.
Für die Schweiz gibt es keine offiziellen Zahlen über die Entwicklung der Genesenen.
quelle: sozialministerium Österreich
Trotz der positiven Entwicklung sollen die Massnahmen erst nach Ostern in Kraft treten. Falls die Zahlen aber in den nächsten Tagen in eine andere Richtung zeigen, könnte der Kurs von Kanzler Kurz schnell wechseln. Die nächsten 8 Tage seien «Tage der Bewährung». «Wir haben jederzeit die Möglichkeit, die Notbremse zu ziehen, wenn es notwendig ist», sagt Kurz an der Pressekonferenz am Montag. Österreich sei noch lange nicht über dem Berg.