Eine schrecklich brutale Familie auf dem Weg – na, wohin wohl? Bild: Sky Vision
Dieser Review enthält keine inhaltlichen Spoiler, ist aber ab 18 Jahren. Wie «Gangs of London» – eine der grausigsten Serien, die ich (zu Ende) gesehen habe. Ob sich das auch für dich lohnt, erfährst du im Folgenden.
«Game of Thrones» («GoT») spielt in alten Zeiten, in einer vom Schriftsteller George R. R. Martin erschaffenen Fantasiewelt. Derweil hat «Gangs of London» keinen literarischen Hintergrund, sondern basiert (ein bisschen) auf einem Videospiel, das Sony 2006 für die PlayStation hervorbrachte, und der Hauptschauplatz ist das London der Neuzeit.
Trotz der absolut unterschiedlichen Kulissen teilen sich die beiden Serien eine Reihe von Schlüsselthemen und haben verblüffende Ähnlichkeiten, so dass sich einige «GoT»-Fans fast wie zu Hause fühlen könnten:
Michelle Fairley spielte in «Game of Thrones» Lady Stark, nun ist sie Marian Wallace. Bild: Sky Vision
Ob «Star Wars», «The Good Liar» oder «Chernobyl»: Mark Lewis Jones taucht in vielen Erfolgsproduktionen auf. In «Gangs of London» spielt er den Boss eines walisischen Clans von Fahrenden, der auf einem verschlammten Trailerpark haust. «Snatch» lässt grüssen. Bild: Sky Vision
Das ist der Auftakt zu einer der epischsten Schiessereien aller Zeiten. Die von Gareth Evans inszenierte fünfte Folge ist allein für sich sehenswert und könnte gerade so gut als eigenständiger Actionfilm durchgehen mit starken Anleihen bei «The Raid» (2011), wie moviepilot.de zu Recht konstatierte. screenshot: sky
Sope Dirisu, Jahrgang 1991, ist ein britischer Schauspieler und im Norden Londons aufgewachsen. Seine Eltern, ein Historiker und eine Juristin, stammen ursprünglich aus Nigeria. In «Gangs of London» spielt er Elliot Finch, einen äusserst mutigen, aber auch empathischen Helden, der einem ans Herz wächst und meistens genau da auftaucht, wo es richtig zur Sache geht (und weh tut). Bild: Sky Vision
Die Körperhaltungen täuschen nicht. Die genial choreografierten Kampfszenen erscheinen wie aus Martial-Arts-Filmen. Nur um Welten brutaler. Bild: Sky Vision
PS: Aber nicht wegen der Folterszenen.
Wichtig: Die Serie ist ab 18 Jahren!
Minderjährige dürfen sie nicht sehen. Und allen Zartbesaiteten ist dringend davon abzuraten. Auch hartgesottene Action-Fans könnten Mühe bekunden, sich bis zum Ende durchzukämpfen. Das Filmblut spritzt und sprudelt. Und die Kamera hält bei Folterszenen unbarmherzig lange drauf.
Bei den endlos erscheinenden Folterszenen haben es die «Gangs of London»-Macher übertrieben. Das geht bereits in der ersten Folge los – und wird im Folgenden nicht harmloser. Im Gegenteil! Deswegen von «Torture Porn» (Folter-Porno) zu sprechen, ist zwar cineastisch nicht zutreffend, man fühlt sich aber manchmal wie in einem bösen Horrorfilm.
Ich würde an dieser Stelle ja gern versichern, dass nichts davon in «Gangs of London» vorkommt, aber ...
Ja, absolut. Trotz der Folterszenen.
Einen? 😂
Eine der harmloseren Szenen der neuen Brutalo-Kult-Serie aus Grossbritannien. Richard Pepple spielt Mosi, einen gnadenlosen nigerianischen «Business Man». screenshot: Sky
Colm Meaney kennt man hoffentlich von «Layer Cake» (2004). In dem britischen Drogenthriller war er an der Seite von Daniel Craig zu sehen, dem späteren James Bond. Schon damals spielte der irische Charakterkopf einen Gangsterboss, den ein schlimmes Ende ereilt. Bild: Sky Vision
Der britisch-albanische Schauspieler Orli Shuka spielt den Clan-Chef Luan Dushaj. Bild: Sky Vision
Der Vater, Asif Raza Mir als Asif Afridi, ist ein skrupelloser Drogenhändler und Sadist, sein Sohn Nasir (Parth Thakerar) will Bürgermeister von London werden. Bild: Sky Vision
Die zweite Gangster-Generation, natürlich fein gewandet: Den Briten Joe Cole als Sean Wallace (rechts) kennen viele aus der Erfolgsserie «Peaky Blinders». Neben ihm steht der Emporkömmling Alexander Dumani, gespielt vom 30-jährigen britischen Schauspieler Paapa Essiedu. Bild: Sky Vision
Die Iranerin Narges Rashidi spielt die Kurdin Lale, die eigene Ziele verfolgt. Bild: Sky Vision
Für meinen Geschmack viel zu wenig.
Die Akteure gehen nicht nur zum Foltern in den Keller, sondern auch zum Lachen. Abgesehen vom eigentlichen Helden, der auch hier unglaublich hervorsticht, aber mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden. 😉
Der mangelnde Humor ist (abgesehen von den Folterszenen) das grosse Manko dieser eigentlich grossartigen Serie. Diesbezüglich kann der walisische Regisseur und Serienvater Gareth Evans noch viel von Quentin Tarantino lernen.
Eine aussergewöhnliche und zur düsteren Stimmung der Serie passende Mischung aus Blues- und Rock-Oldies, klassischer Musik und europäischem Rap und Hip-Hop.
Eine kleine Auswahl:
Video: YouTube/Hip Hop
Alle Songs, die in den neun Folgen der 1. Staffel (ausschnittsweise) zu hören sind, findet man hier bei what-song.com, mit Links zu YouTube, Spotify, Apple Music und Amazon.
Video: YouTube/Sky TV
«Gangs of London» ist ein Multikulti-Drama. Die kriminellen Londoner Clans haben ihre Wurzeln in Irland, Albanien, Wales, Nigeria, Kurdistan und Pakistan. Für das «Sky Original» wurden extra Darstellerinnen und Darsteller ausgesucht, die aus den besagten Regionen oder Ländern stammen und die jeweiligen Sprachen beherrschen. In der gut gemachten deutschen Synchronfassung ist von den verschiedenen Englisch-Akzenten und den Originalsprachen nichts zu hören. Wer stattdessen die mehrsprachige Originalfassung bevorzugt, müsse ohne englische Untertitel auskommen: Dies sei bei Sky-Original-Produktionen leider üblich, monieren Kritiker.
Korrektur: Auf Sky Show gebe es englische Untertitel, betont Sky Switzerland. Man bemühe sich, immer die englischen oder zumindest deutschen Untertitel anzubieten.
Die von Sky Atlantic finanzierte Serienproduktion «Gangs of London» (2020) hat nichts mit dem 2019 veröffentlichten Film «Blue Story – Gangs of London» zu tun.
Hatte ich erwähnt, dass es Folterszenen gibt?
Christian Fuchs, ORF quelle: fm4.orf.at
Elmar Krekeler, «Welt» quelle: welt.de
Heike Hupertz, FAZ quelle: faz.net
Ja. Die zweite Staffel von «Gangs of London» ist bereits in Auftrag gegeben. Die Dreharbeiten sollen laut sky.de nächstes Jahr beginnen und die Ausstrahlung 2022 folgen.
Was ist deine liebste Action-Drama-Serie? Wirst du dir «Gangs of London» mit wohligem Gruseln antun, oder schrecken dich ausufernde Gewaltdarstellungen ab?