Es wäre an der Zeit, den Planeten wieder in den Fokus der Diskussion zu rücken – nicht, wie und ob man darüber diskutieren soll. Bild: keystone
Anstatt über die Folgen des Klimawandels zu sprechen, streitet sich die Öffentlichkeit lieber über die Form von Protesten und darüber, wer mit wem sprechen darf. Erneut schaffen wir es nicht, eine relevante Diskussion zielbringend zu führen.
In der Nacht auf Montag nahm die Bewegung «#RiseUpForChance» nicht nur den Bundesplatz ein, sondern auch die nationale Berichterstattung. Nach langer Durststrecke schaffte es die Klimabewegung zurück auf die Titelseiten.
Man kann von der unbewilligten Besetzung des Bundesplatzes halten, was man will. Man kann die Aktion als radikal und schädlich abtun. Oder aber den zivilen Ungehorsam als nötig empfinden.
Eines aber haben sowohl die Klimabewegung selbst, als auch die Politik, als auch die Medien in dieser Woche kaum geschafft: Über das eigentliche Problem zu sprechen.
Wann wurden in den letzten vier Tagen über die konkreten Folgen des Klimawandels berichtet? Wann wurden die 17 Massnahmen erwähnt, die die Klimabewegung fordert? Wann wurde über deren politische Umsetzbarkeit ernsthaft diskutiert?
Stattdessen dominieren dünnhäutige Politiker, wütende Marktfahrer oder prügelnde Polizisten die Debatte. Und auf Twitter streitet man darüber, wer mit wem in der SRF-Arena überhaupt diskutieren soll und darf.
Es erinnert an die Rassismus-Debatte im Rahmen der «Black Lives Matter»-Bewegung: Erneut schaffen wir es nicht, eine gesellschaftlich relevante Diskussion vernünftig zu führen.
Das Hauptanliegen geht in diesem Tohuwabohu komplett unter. Es ist Zeit, dass endlich nicht über die Form, sondern den Inhalt diskutiert wird.
Darüber, dass Ende dieses Jahrhunderts 60 bis 80 Prozent der Schweizer Gletscherflächen verschwunden sein werden. Dass 700 Millionen Menschen durch den steigenden Meeresspiegel in ihrer Lebensgrundlage bedroht sind. Dass 16 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind. Und dass uns ein ungebremster Klimawandel und die damit verbundenen Schäden bis 2050 geschätzt 8000 Milliarden Franken kosten werden.
Exakt da liegt das Problem. Und nicht bei der Form, wie man darauf aufmerksam machen soll.