60 Prozent ihres Gasbedarfs will die Ukraine in Zukunft aus Europa beziehen. Damit würde der einstige Hauptlieferant Russland ins Hintertreffen geraten.
Aus dem Nachbarland sollten 2015 maximal noch 40 Prozent und in einigen Jahren nur noch ein Drittel das Gas-Importe kommen, sagte der Chef des ukrainischen Versorgers Naftogas, Andrij Koboljew, am Donnerstag in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos.
Die Ukraine möchte nicht länger abhängig sein von Russland. Bild: LASZLO BALOGH/REUTERS
Noch vor wenigen Jahren wären diese Zahlen unvorstellbar gewesen, als Russland fast das gesamte Erdgas für die Ukraine lieferte. Vom Gesamtverbrauch von 70 Milliarden Kubikmetern kamen mehr als 50 Milliarden aus dem Riesenreich. Infolge des Ukraine-Konflikts und eines Streits über den Preis für das gelieferte Gas hatte sich die Ukraine europäischen Lieferanten zugewandt.
Die wirtschaftlich angeschlagene Ukraine hat zuletzt ihren Energie-Verbrauch deutlich reduzieren müssen. Wegen der hohen Preise für das Gas aus Russland haben viele Unternehmen auf eine Versorgung mit Kohle umgestellt. Im vergangenen Jahr hat die frühere Sowjet-Republik lediglich 21 Milliarden Kubikmeter Gas eingeführt, fünf Milliarden Kubikmeter kamen aus Europa.
In diesem Jahr soll das meiste Gas von europäischen Versorgern wie RWE, GDF und Statoil geliefert werden. Die Ukraine rechnet mit einem Importvolumen von 20 Milliarden Kubikmetern. Koboljow sagte, die Kapazität der Pipelines aus Europa sei in den vergangenen Monaten so erhöht worden, dass theoretisch mehr als 90 Prozent des ukrainischen Gasbedarfs abgedeckt werden könnte. (feb/sda/reu)