Der Saturn und sein Mond Enceladus. Der Saturnmond speit Fontänen von Wasserdampf in den Weltraum. Bild: NASA/JPL-Caltech
Der Weltraum ist unfassbar riesig. Und er ist totenstill. Es gibt kein Medium wie Luft oder Wasser, das Schallwellen transportieren könnte – auch wenn die meisten Science-Fiction-Filme munter über diese Tatsache hinwegsehen. Umso merkwürdiger erscheint es, dass die Raumsonde Cassini am 2. September 2017 in der Umlaufbahn um den Saturn seltsame Geräusche registrierte.
Die Raumsonde Cassini startete 1997 zu ihrer Saturn-Mission, die nach mehrmaliger Verlängerung am 15. September 2017 endete. Bild: EPA/NASA
Die Aufnahme erfolgte zwei Wochen, bevor Cassini über dem Saturn planmässig zum Absturz gebracht wurde und in der Atmosphäre des Gasriesen verschwand. Die Daten, die die Raumsonde vor ihrer finalen Mission mithilfe von Instrumenten zur Erfassung von Radio-Plasmawellen (RPWS) registrierte, zeigen einen starken Ausstoss von Plasmawellen vom Saturn in Richtung des Mondes Enceladus.
Den Wissenschaftlern am Jet Propulsion Laboratory der Nasa in Pasadena ist es nun gelungen, diese Aufnahmen einzuordnen. In zwei Studien, die sie in den «Geophysical Research Letters» publizierten, zeigen sie, dass der Saturn mit seinen Ringen und mit dem Enceladus interagiert. Die Plasmawellen fliessen über die Feldlinien eines Magnetfeldes, das den Planeten mit seinem Trabanten direkt verbindet. Plasma – ein Teilchengemisch, das aus geladenen und neutralen Teilchen besteht – erzeugt Wellen und transportiert auf diese Weise Energie.
Ali Sulaiman, University of Iowan
Um diese Plasmawellen auszuwerten, wandelten die Wissenschaftler sie in Audiodateien um – etwa so, wie ein Radio elektromagnetische Wellen in Schallwellen, beispielsweise Musik, umsetzt. Zudem komprimierten sie die 16 Minuten auf 28,5 Sekunden und verkleinerten die Frequenz um den Faktor 5. Das Resultat klingt, nun ja, etwas ausserirdisch:
Sounds of Saturn: Hear Radio Emissions of the Planet and Its Moon Enceladus. Video: YouTube/NASA Jet Propulsion Laboratory
Für die Wissenschaftler sind solche Geräusche allerdings nichts wirklich Neues – es gibt sogar einen Fachbegriff dafür: «aurorales Zischen» (engl. «auroral hiss»). Dass es in der Nähe des Saturn auftritt, kommt davon, dass zwischen dem Gasriesen und diesem Mond eine andere Art der Interaktion besteht als zwischen der Erde und ihrem Trabanten.
Im Gegensatz zum Erdmond ist Enceladus geologisch aktiv und befindet sich vollumfänglich im Magnetfeld seines Mutterplaneten. Er stösst Fontänen von Wasserdampf und Eiskristallen aus, die ionisiert werden und einen Ring des Saturn speisen. Zwischen Erde und Mond gibt es keine vergleichbare Interaktion.
Fontänen von Wasserdampf und Eiskristallen auf Enceladus. Bild: EPA/NASA
(dhr)
Video: srf